1. Das Neuland stellt sich vor
1.1 Wer ist das Neuland?
Das Neuland entstand im Rahmen/Anschluss des Projekts „Kreativ Quartiere Ruhr“ und wurde 2019 vom Verein Wostspitze Bochum e.V. ins Leben gerufen. Dicht am Herzen der Bochumer Innenstadt gelegen, dient es als Stadtwohnzimmer des Bochumer Viertel „Westend“ für das Quartier rund um die Rottstraße.
Seitdem hat das Neuland verschiedene Entwicklungsphasen durchlebt und befindet sich in einem stetigen Wandel. Im Weg durch personelle Engpässe, finanzieller Schieflage und organisatorische Missstände findet es im Jahr 2024 seine Neuauflage mit frischem Anstrich .
Mittlerweile zählen sich um die 214 Mitglieder mit den unterschiedlichsten Hintergründen zu den Neuländer*Innen. Sie gestalten als Organisator*Innen, Veranstalter*Innen, Thekenkräfte, Publikum und nicht zuletzt als Inspiration und Akteure diverse Kunst- und Kulturveranstaltungen mit. Hierzu zählen Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen und Bildungsveranstaltungen. Diese sind zum Teil auch in Kooperation mit unseren Nachbar*Innen auf der Rottstraße und anderen Bochumer Initiativen organisiert. Wir stellen unseren Raum zudem regelmäßig für öffentliche Veranstaltungen, aber auch als Treffpunkt für Gruppen und Initiativen, kostenlos zur Verfügung. Wir wollen für euch Bar, Bühne und Stadtzimmer in einem sein. Wir wollen Treffpunkt für jeden Anlass sein.
Wie werde ich Mitglied?
Wenn ihr Interesse habt bei uns mitzuwirken meldet euch an der Theke im Neuland oder schreibt eine Mail an info@wostspitze.de. Wir freuen uns über jede Unterstützung und helfen euch gerne dabei eure Ideen und Projekte umzusetzen. Als Mitglied unterstützt du uns mit einem jährlichen Betrag von 20€ und erhältst damit ganz offiziell unseren Newsletter sowie die Einladung zu unserer Mitgliedsversammlungen und somit die Eintrittskarte in unsere Vereinsstruktur. Ab hier gilt: „Alles kann – nix muss!“
1.2 Welche Atmosphäre wünschen wir uns im Neuland? – Ein Leitbild –
Das Neuland ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Kreativität für alle Menschen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft schätzen und respektieren. Wir wollen ein friedliches Miteinander fördern, in dem niemand aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Behinderung, sozialem Status, Religion oder anderen Merkmalen ausgegrenzt, diskriminiert oder belästigt wird. Wir streben danach, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen wir sowohl spielerisch als auch in einem ernsthafteren Rahmen zusammenkommen und uns vernetzen.
Wir wollen Menschen dazu empowern sich nach eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten einzubringen und dabei unterstützen existierende Barrieren aufzubrechen. Wir wollen zugänglich sein und bieten für eingeschränkte Personen den Seiteneingang an. Unsere Toiletten sind diskriminierungsfrei und kostenloses Hygienematerial liegt zur Verfügung.
Mit diesen Maßnahmen wollen wir das Neuland zu einem Ort machen, der die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen berücksichtigt, die oft an den Rand gedrängt oder übersehen werden. Wir wollen nicht nur die Zugänglichkeit verbessern, sondern auch das Bewusstsein für die Herausforderungen und Potenziale von marginalisierten Gruppen schärfen. Wir wollen ein solidarisches Miteinander fördern, indem wir voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen.
Wir möchten mit unseren Angeboten ein diverses Publikum ansprechen und vielfältigen Künstler*Innen eine Bühne bieten. Wir möchten kreativem Ausdruck eine Plattform geben. Wir wollen den politischen Diskurs offenhalten und verschiedenen progressiven Perspektiven, die im Einklang mit unserem Selbstverständnis sind, einen Raum geben.
Als bunte Truppe treffen wir im Neuland zusammen. Einem Ort der Freiheit. Doch Freiheit geht auch mit Verantwortung einher. Um Verantwortung zu übernehmen, brauchen wir eine Lernhaltung: Seid respektvoll, solidarisch und einfühlsam. Lasst uns gemeinsam über unsere Werte nachdenken und sie verbessern. Lasst uns im Gespräch bleiben, auch wenn es schwierig wird. Lasst uns eine Atmosphäre schaffen, in der wir unsere Fehler anerkennen und daraus lernen können. Wenn etwas schiefläuft, suchen wir nach einer Lösung im Dialog oder mit Hilfe von Vermittlung. Wir sind offen für konstruktive Kritik. Wir wollen niemanden ausschließen, sondern alle einbeziehen. Wir wollen uns alle bewusst sein, wie Unterdrückung und Diskriminierung aussehen und wie wir sie überwinden können.
Wir möchten ein Safer Space sein. Aber was ist das eigentlich?
1.3 Safer Space und Awareness
Das vorliegende Awareness-Konzept des Neulands wurde entworfen, um aus Vergangenem und Erlebtem zu lernen und allgemein Aufmerksamkeit für Grenzüberschreitungen zu schaffen und diese dadurch langfristig zu minimieren. Das vorläufige Konzept wird mit der Zeit und mit geplanten Awareness-Schulungen weiterentwickelt. Mit der Wiedereröffnung in diesem Jahr wird unser theoretisches Konzept zum ersten Mal in die Tat umgesetzt werden.
Wir möchten bei uns selbst anfangen und dazu gehört, erlernte und verinnerlichte Denkmuster und Handlungen nicht als Normalität zu nehmen, sondern strukturelle Ebenen im Auge zu behalten.
Und was ist eigentlich Awareness?
Awareness heißt übersetzt Aufmerksamkeit und stellt das Bemühen dar, durch die Sensibilisierung aller Beteiligten einen Raum zu schaffen, indem Mitglieder aktiv gegen diskriminierendes Verhalten vorgehen können. Dieses „Awareness-Team“ besteht aus kompetenten und geschulten Personen, die Ansprechpartner*Innen sein sollen und unterstützen, wenn dies vonnöten ist. Ein Awareness-Konzept beschäftigt sich mit Problematiken als Folge von Missachtungen von persönlichen Grenzen. Niemand soll sich durch diskriminierendes oder übergriffiges Verhalten eingeschränkt fühlen.
Im Neuland sollen alle Menschen sich wohlfühlen und eine gute Zeit haben. Leider gibt es immer wieder Personen, deren Verständnis von „eine gute Zeit haben“ andere darin beeinträchtigt diese zu haben. Dies kann z.B. durch übergriffiges/ grenzüberschreitendes und/oder diskriminierendes Verhalten geschehen. Solch ein Verhalten wird im Neuland nicht toleriert. Dieser Leitfaden soll dabei helfen Rahmenbedingungen zu schaffen einen diskriminierungsfreien Raum („safer space“) für alle Neuländer*innen, zu etablieren.
Diskriminierung umfasst jegliche Art der Benachteiligung. Ausgrenzungen oder eine Abwertung von Personen auf Grund individuellen oder gruppenspezifischer Merkmale und daraus resultierende Beleidigungen, Übergriffe oder Anfeindungen werden zu diskriminierenden Handlungen gezählt.
Der Ansatz von Awareness ist im stetigen Wandel, da das Thema immer mit aktuellem Geschehen, Sprache und dem gesellschaftlichen Diskurs eng verknüpft ist.
1.4 Verhaltensregeln
Hier gilt grundsätzlich „Everyone is Welcome, außer Faschos“...
Um dieses Motto zu verwirklichen, haben wir einige Verhaltensregeln aufgestellt, die für alle Neuländer*Innen, ob Besucher*Innen oder Mitarbeiter*Innen, gelten.
Wir wollen einen respektvollen und freundlichen Umgang pflegen
Wir wollen uns für konstruktives Feedback öffnen und uns stetig verbessern. Wir wollen alle dazu einladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen und gemeinsam das Neuland zu gestalten. Ihr erreicht uns über Ansprechen, Feedbackbox oder Email.
Wir wollen eine positive und inklusive Sprache etablieren, die niemanden verletzt, abwertet oder ausgrenzt. Z.B. muss das äußere Erscheinen nichts über die Geschlechtsidentität einer Person aussagen und es bietet sich daher an nach den Pronomen zu fragen. Das erschafft eine wohlwollende Atmosphäre. Sprache kann aber auch durch soziales Milieu geformt sein und wird nicht abgewertet.
Wir wollen unserem Gegenüber offen begegnen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion oder ihren politischen Ansichten, äußerliche Merkmale etc. Wir bitten euch eure Privilegien zu überdenken und die Grenzen anderer wahrzunehmen und entsprechend zu achten. Wenn ihr euch unsicher seid, wie ihr euch verhalten sollt, informiert euch ggf. beim Awareness-Team.
Diskriminierung wird nicht geduldet und jegliches diskriminierendes Verhalten soll vermieden werden. Diskriminierung kann auf verschiedene Arten auftreten, darunter offensichtliche Beleidigungen, subtile Anspielungen oder systemische Vorurteile. Dazu zählen nicht nur Stereotypisierung, Exklusion, Beleidigungen oder Herabsetzungen sondern auch z.B positiver Rassismus, welcher zunächst nicht als diskriminierend erkannt wird, dem aber genauso ein rassistisches Weltbild bzw. Ideologie zu Grunde liegt.
Wir wollen individuelle Grenzen respektieren: Nein heißt immer nein! Aber vor allem: Nur ja heißt ja!
Wir werden das Ausüben oder Androhen von psychischer und physischer Gewalt nicht tolerieren und sanktionieren.
Wir wollen keinen offenen Konsum von illegalen Drogen in unseren Räumlichkeiten erlauben.
Wir verbitten uns Vandalismus im gastronomisch genutzten Raum. Taggen auf den Toiletten – lets go!
Wir dulden keinen Diebstahl.
Bitte denkt an unsere Nachbarn und seid draußen leise.
Da sich der Verein durch die Gastro finanziert, finden wir Fremdgetränke im Neuland nicht so toll.
2. Das Awareness-Team
2.1 Zuständigkeit
Die wichtigste Aufgabe des Awareness-Teams ist, eine vertrauliche und niedrigschwellige Anlaufstelle zu sein für alle, denen eine Form von Ungleichbehandlung oder Übergriffigkeit im Neuland begegnet, ob in einer konkreten Situation, im Nachhinein oder in unseren Vereinsstrukturen.
Darüber hinaus hat das Awareness-Team die Aufgabe, die Umsetzung der Awareness- Arbeit im Verein kritisch zu begleiten. Dazu berichtet es dem Vorstand und macht auf weiterhin bestehende Missstände aufmerksam. Wir befassen uns mit Fällen im Neuland oder unwesentlich danach (Heimweg o.Ä.), die an uns herangetragen wurden und nicht auf einem Hörensagen beruhen.
a) Das Awareness Team wird aktiv, wenn grenzüberschreitendes und/oder diskriminierendes Verhalten beobachtet wird, von anderen darauf hingewiesen wird oder von der betroffenen Person explizit um Hilfe gebeten wird.
b) Bei Streitigkeiten achten wir auf Deeskalation in Form von Mediation und versuchen zunächst mit den Beteiligten zu sprechen.
c) Wir achten auf stark alkoholisierte und/oder unter Einfluss von Substanzen stehende Personen: Wir sprechen sie an, fragen wie es ihnen geht. Wenn die Personen einen Pegel erreicht haben, der es ihnen nicht mehr ermöglicht, vernünftig an der Veranstaltung teilzuhaben oder dazu führt, dass andere Gäste davon beeinträchtigt werden, behalten wir uns vor, keinen Alkohol mehr auszuschenken und bitten sie ggf. die Lokalität zu verlassen. Wir sorgen dafür, dass diese sicher nach Hause gelangen (z.B. Taxi rufen). Sollten die Personen nicht mehr ansprechbar sein, rufen wir zur Not einen Krankenwagen.
Das Awareness Team arbeitet auf der Grundlage unserer Satzung, des Leitbilds, der Hausordnung und unseres Awareness-Konzeptes.
2.2 Ansprechmöglichkeiten
Alle Neuländer*Innen hinter der Theke/ Barpersonal können angesprochen werden, wenn ein übergriffiges/grenzüberschreitendes und/oder diskriminierendes Verhalten beobachtet oder selbst erlebt wird.
Unser Barpersonal wird bestmöglich über Handlungsoptionen über spezielle Schulungen und Briefings vorbereitet sein. In akuten Situationen können Hilfestellung geben und der Kontakt zum Awareness Team hergestellt werden. Da der Barbetrieb jedoch sehr fordernd ist, sind wir auf eure Mithilfe angewiesen.
Du fühlst dich unwohl, aber möchtest nicht offensichtlich nach Hilfe fragen? Frage nach dem Cocktail „Zombie“ an der Theke und du kannst dich erstmal an einem Rückzugsort settlen und schildern was los ist.
Über die E-Mail awareness@neuland-bochum.de
Außerdem kannst du uns über die Feedbackboxen anonym oder auch mit Kontaktangaben schreiben. Wenn du mit uns in den Dialog treten möchtest wären Kontaktangaben nötig. Die Boxen hängen auf den Toiletten und im Eingangsbereich. Sie werden nur vom Awareness Team geöffnet.
Wir freuen uns auch über konstruktive Kritik oder ein Lob.